Bericht über den Rundgang in Jena

Rückblick auf den Stadtrundgang „Auf Spuren Maria Pawlownas in Jena“ mit Dr. Wilfriede Fiedler am 21. August 2025

Erstellt von Dr. Wilfriede Fiedler 

Der am 21. August stattgefundene Rundgang durch Jena auf den Spuren Maria Pawlownas, zu dem die Mitglieder und Freunde des Vereins, teilweise weit angereist, zusammengekommen waren, starte am Denkmal Johann Friedrichs I. von Sachsen. Das von dem Berliner Bildhauer Friedrich Drake geschaffene Denkmal wurde anlässlich des 300. Universitätsjubiläums 1858 zu Ehren ihres Gründers errichtet.  

Als einer der Führer des im Schmalkaldischen Krieg 1547 gegen den Kaiser unterlegenen protestantischen Bundes war Johann Friedrich nicht nur in Gefangenschaft geraten, sondern hatte auch große Gebiete, darunter Wittenberg mit der Universität und auch die Kurwürde verloren.

Das Wirken Maria Pawlownas war eng mit Jena und seiner Universität verbunden. Sie hat einen regen Austausch mit den Professoren gepflegt, die u. a. in ihren literarischen Abenden zu Gast waren, und die Einrichtungen und Sammlungen der Universität zeitlebens gefördert.

Erstes Ziel war das Griesbachsche Gartenhaus, das Maria Pawlowna 1818 für den Sommeraufenthalt ihrer Töchter, Marie Luise Alexandrine und Augusta Marie Luise Katharina, gekauft hatte, um sie von Goethe und Professoren der Universität unterrichten zu lassen.

In dem von einem Park umgebenen Prinzessinnenschlösschen, wie das 1784/85 errichtete spätbarocke Haus auch genannt wird, wurden wir von Frau Daniela Gruber, der Geschäftsführerin des Imre Kertész Kollegs begrüßt, das heute dort sein Domizil hat. Im Foyer des Hauses steht eine Marmorbüste Maria Pawlownas, die der Dresdner Künstlers Werner Hempel im Auftrag des Universitätskustos Günter Steiger 1981 geschaffen hat.

Frau Gruber informierte uns über die Geschichte und Restaurierung des Hauses und gab uns einen Einblick in die Arbeit des nach dem Literaturnobelpreisträger Imre Kertész benannten Kollegs, die sich auf die Erforschung der Geschichte, Kultur und Gesellschaftsentwicklung der ostmitteleuropäischen Länder im 20. Jahrhundert konzentriert.

Neben dem Gebäude befindet sich ein Pappelhain mit dem „Adler-Monument“, dessen Sockel drei Goethe-Zitate trägt. Maria Pawlowna hat das Denkmal in dankbarer Wertschätzung für Goethe noch zu dessen Lebzeiten 1821 errichten lassen.

Am Zeiss-Planetarium, der Universitäts- und Landesbibliothek und Botanischen Garten vorbei führte uns der Weg zum ehemaligen Inspektorhaus des Botanischen Gartens, in dem Goethe mehrfach längere Zeit gewohnt hat. Sein Amt als „Oberaufsicht über die unmittelbaren Anstalten für Wissenschaft und Kunst in Weimar und Jena“ führte ihn häufig nach Jena, wo er auch die akademischen Kontakte und Anregungen schätzte. Anlässlich des 50. Regierungsjubiläums vom Großherzog Carl August 1825, wie die Inschrift am Giebel ausweist, wurde der baufällige Vorgängerbau in der heutigen Gestalt erneuert. 2024 wurde in drei Räumen des sanierten Hauses das dem naturwissenschaftlichen Schaffen des universell Forschenden gewidmete Goethe-Laboratorium eingerichtet.

Herr Max Freitäger führte uns durch die Ausstellung und vermittelte uns anregende Einblicke insbesondere in die morphologischen Studien Goethes. Gleich beim Eintritt in die Räume sieht sich der Besucher dem Dichter und Universalgelehrten in Lebensgröße gegenüber.

Das 1826 für die Universitätsbibliothek Jena geschaffene Porträt inszeniert Goethe – in Erinnerung an seine Italienreise – mit Blick auf den Vesuv und den Golf von Neapel. Verschiedene Details nehmen Bezug auf die natur- und kunstwissenschaftlichen Studien Goethes, der ein Notizbuch in der Hand hält mit den Worten: „Es ist noch nicht vollbracht, es muss noch frommen.“, die Anlass zu einer angeregten Diskussion boten.

Unser nächstes Ziel war das Collegium Jenense, das im Zweiten Weltkrieges teilweise zerstört worden war. Das ehemalige dem Hl. Paul geweihte Dominikanerkloster aus dem 13. Jahrhundert, das der Wittenberger Universität schon in Pestzeiten Zuflucht geboten hatte, nahm 1548 die von Johann Friedrich gegründete Hohe Schule auf, die 1557 die Universitätsprivilegien erhielt. Vom Torhaus gelangt man in einen Innenhof, der teils von historischen, teils nach 1945 errichteten Gebäuden begrenzt wird. Aus der Gründungszeit der Universität erhalten ist der Treppenturm mit dem eindrucksvollen sächsischen Wappen. Zur Unterbringung der Studenten war die sich daran ehemals anschließende, 1945 zerstörte gotische Kirche in mehrere Geschosse und Räume unterteilt worden. Erst Ende des 16. Jahrhunderts wurden die Einbauten wieder entfernt und die Universitätskirche eingerichtet.

Maria Pawlowna hat Jena und die Universität zu verschiedenen Anlässen immer wieder besucht und hat die Entwicklung der Jenaer Forschungseinrichtungen auf vielfältige Weise gefördert. Die Besichtigung und das Kennenlernen der mit ihrem Leben und Wirken eng verbundenen authentischen Stätten vermittelte viele interessante Eindrücke, Entdeckungen und Anregungen.

Die Teilnehmer des Stadtrundgangs danken Frau Dr. Wilfriede Fiedler (Mitglied der Maria-Pawlowna-Gesellschaft) für den informativen und angenehmen Nachmittag in Jena.