Rückblick auf die Festveranstaltung

Rückblick auf die Festveranstaltung zum 220. Jahrestag des Einzuges Maria Pawlownas am 9. November 2024

Von Dr. Wilfriede Fiedler (Mitglied der Maria-Pawlowna-Gesellschaft)

Das Jubiläum bot den Anlass, eine außergewöhnliche Frau und ihr in vieler Hinsicht verdienstvolles Wirken für Sachsen-Weimar-Eisenach zu würdigen. Die Maria-Pawlowna-Gesellschaft hat in Kooperation mit der Klassik Stiftung Weimar zu einer Festveranstaltung in das Studienzentrum der Herzogin Anna Amalia Bibliothek eingeladen, zu der die Präsidentin der Maria-Pawlowna-Gesellschaft Dr. Irina Tschistowskaja zahlreiche Gäste begrüßen konnte, darunter die ehemalige Thüringer Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht, Abgeordnete des Thüringer Landtags und den Bürgermeister der Stadt Weimar Ralf Kirsten.

Zum Auftakt spielten Studierende und Lehrende der Hochschule für Musik Franz Liszt unter Leitung von Prof. Frank Forst einige Sätze aus der „Harmonie-Music“, die der Weimarer Hofkapellmeister Franz Seraph Destouches 1804 „Zur Glücklichen Ankunft Seiner Herzoglichen Durchlaucht des Herrn Erbprinzen zu Sachsen-Weimar und Eisenach Carl Friedrich mit Ihro Kaiserlichen Hoheit, der Frau Erbprinzessin Maria Pawlowna, gebornen Grossfürstin von Russland“ komponiert hatte. Es grenzt fast an ein Wunder, dass diese Musik nach 220 Jahren wiederaufgeführt werden konnte. Denn die Musikaliensammlung der Herzogin Anna Amalia Bibliothek ist bei dem verheerenden Brand vor 20 Jahren zum größten Teil ein Opfer der Flammen geworden. Auch die Noten der „Harmonie-Music“ sind schwer beschädigt worden. Glücklicherweise existierte ein Mikrofilm, der die Aufführung ermöglichte. Und Weimar hat eine Hochschule für Musik mit begeisterungsfähigen Lehrenden und Studenten, die diesen Schatz zum Leben erweckt haben. Prof. Frank Forst hat die Noten für die Orchesterstimmen angepasst und 21 Studierende und Lehrende gewonnen, die das festliche und heitere Stück mit Bravour zur Aufführung gebracht haben.

Dr. Reinhard Laube, Direktor der Herzogin Anna Amalia Bibliothek, wandte sich als Partner bei der Vorbereitung der Jubiläumsfeier und Hausherr an die Gäste. Gern haben er und seine Mitarbeiter die Idee von Dr. Irina Tschistowskaja aufgegriffen und die Huldigungsschriften für die wissenschaftliche Bearbeitung zugänglich gemacht und digitalisiert. Am Vormittag vor der Festveranstaltung hatte die Leiterin der Handschriftenabteilung Katja Lorenz eine Auswahl der Huldigungsschriften, die Maria Pawlowna und Carl Friedrich bei ihrer Ankunft 1804 überreicht wurden, in der Vulpius-Galerie der historischen Herzogin Anna Amalia Bibliothek im Original präsentiert. Dr. Irina Tschistowskaja und Dr. Wilfriede Fiedler erläuterten den interessierten Besuchern ihre Bearbeitung der Huldigungen.

Da Prinz Michael-Benedikt von Sachsen-Weimar-Eisenach, Kuratoriumsmitglied unserer Gesellschaft, leider nicht an der Festveranstaltung teilnehmen konnte, wurde sein Grußwort von einem Mitglied des Vereins verlesen. Er erinnerte an das beeindruckende gesellschaftliche und kulturelle Engagement seiner Vorfahrin und begrüßte die Initiative zu ihrer Würdigung.

Christine Lieberknecht, Thüringer Ministerpräsidentin a.  D. und ebenfalls Kuratoriumsmitglied der Maria-Pawlowna-Gesellschaft, hielt den Festvortrag. Sie spannte einen weiten historischen Bogen und reflektierte die mit dem Datum verbundenen ambivalenten Ereignisse in der deutschen Geschichte – von einem der dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte, dem antijüdischen Terror der Reichspogromnacht am 9./10. November 1938, bis hin zum Fall der Mauer am 9. November 1989. Christine Lieberknecht betonte die Bedeutung des Wissens um die Geschichte – auch vor dem Hintergrund des russischen Angriffskrieges.

In ihrer substanzreichen und berührenden Rede würdigte sie das verdienstvolle Wirken Maria Pawlownas, das im Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach viel Positives gestiftet hat: für Bildung, Gesundheit, Verwaltung, Kultur und vieles mehr – klug und nachhaltig als Hilfe zur Selbsthilfe. Selbst im ländlichen Raum zu Hause, erinnerte sie auch an den Einsatz der Großherzogin für die Landbevölkerung, die Förderung von Baumschulen und die Bereitstellung von Obstbäumen, die auf ihre Anregung hin u. a. an den Straßenrändern gepflanzt wurden. Eine beeindruckende, leidenschaftliche Rede, voller Empathie für das Land und seine Geschichte.

Dr. Irina Tschistowskaja und Dr. Wilfriede Fiedler präsentierten ihre Edition einer Auswahl der Huldigungsschriften, die dem Erbprinzenpaar anlässlich seines Einzugs in Weimar überreicht worden sind. Die in den Sammlungen der Herzogin Anna Amalia Bibliothek und dem Thüringer Landesarchiv bewahrten Schriften sind als Band 3 in der Schriftenreihe der Maria-Pawlowna-Gesellschaft erschienen.

Ein weiterer Höhepunkt der Festveranstaltung war die Präsentation der Ehrenmedaille für Großherzogin Maria Pawlowna, die der Bildhauer und Medailleur Prof. Bernd Göbel aus Halle an der Saale gestaltet hat. Die auf einer Kupferplatte geprägte Medaille zeigt das Profilbild Maria Pawlownas. Auf der Rückseite ist die Erlebnisroute Maria Pawlowna, das wichtigste Projekt der Maria-Pawlowna-Gesellschaft, angedeutet. Leider konnte der Künstler seine Medaille nicht selbst vorstellen, deshalb informierte Dr. Irina Tschistowskaja über den Schöpfungsprozess, der u. a. die Organisation einer Prägekraft von 150 Tonnen erforderte.

So majestätisch-begrüßend die „Harmonie-Music“ den Auftakt der Festveranstaltung gestaltete, so feierlich, beschwingt und heiter – bereichert um eine an ein russisches Volkslied erinnernde Melodie – spielten die Musiker und Musikerinnen zum Abschluss nochmals mit Hingabe und Freude am Spiel die weiteren Sätze der wunderbaren Festmusik. Die Gäste dankten es mit einem tosenden Applaus. Dieser Applaus galt auch Dr. Irina Tschistowskaja, die uns als Spiritus Rektor sowie durch ihre unermüdliche Arbeit, für die sie mit ihrer Begeisterung zahlreiche Mitstreiter gewinnen konnte, diesen einzigartigen Nachmittag beschert hat. Herzlichen Dank!

Text der Festrede von Christine Lieberknecht