Ein Stadtrundgang auf den Spuren Maria Pawlownas

(zusammengestellt von Rita Seifert, Fotos von Irina Tschistowskaja)

Beginn:  Stadtschloss
Ende:     Herderplatz

1. Stadtschloss: Hier wurde Maria Pawlowna bei ihrer Ankunft in der Stadt am 9.11.1804 von vielen Weimarer Bürgern und auch von Herzogin Anna Amalia herzlich willkommen geheißen. Das Schloss war ihre erste Wohnung in Weimar und wurde nach der Regierungsübernahme durch Ihren Mann, Großherzog Carl Friedrich, ihr ständiger Wohnsitz. In dieser Zeit fanden hier zahllose Hofgesellschaften, Empfänge und besondere Familienfeiern, sowie die literarischen Abende der Großfürstin, statt. Im heutigen Schlossmuseum kann man Porträts, Büsten und Teile der Mitgift von Maria Pawlowna in den Räumen der ersten Etage besichtigen, darunter Teile eines Porzellanservices und ihr Brautbett.

2. Fürstenhaus: Maria Pawlowna finanzierte hier u. a. Ateliers für verschiedene Maler. Im Jahr 1804 wurde hier auch ihre Mitgift öffentlich ausgestellt.

3. Herzogin Anna Amalia Bibliothek: Die in diesem Gebäude verwahrte Musikaliensammlung Maria Pawlownas wurde beim Brand der Bibliothek im Jahr 2004 fast vollständig vernichtet. Nur wenige Notendrucke konnten gerettet werden. Die Großherzogliche Bibliothek, deren Bestände Bestandteil der heutigen Bibliothek sind, unterstützte Maria Pawlowna regelmäßig durch finanzielle Zuwendungen.

4. Haus der Frau von Stein: Im Erdgeschoss wurde für Maria Pawlowna eine kleine russisch-orthodoxe Kapelle eingerichtet, in der vor allem im Sommer Gottesdienste abgehalten wurden. Nach ihrem Tod wurde der Sarg der Großfürstin zunächst hier aufgebahrt, ehe man ihre sterblichen Überreste auf den Friedhof überführte.

5. Park an der Ilm: Maria Pawlowna hatte Entscheidungsbefugnis über die Parkpflege, da ihr Mann, Carl Friedrich, ihr die Oberleitung des Parks anvertraut hatte. Ohne ihre Zustimmung durften keine Bäume gefällt werden. Der Park liegt an der Belvederer Allee, über die man zum Schloss Belvedere, dem späteren Witwensitz Maria Pawlownas, gelangt. Ihr Ehemann, Carl Friedrich, ließ dort für sie einen „Russischen Garten“ anlegen.

6. Archivgebäude des Landesarchivs Thüringen – Hauptstaatsarchiv Weimar am Beethovenplatz (für Bestände bis 1920): In diesem am Rande des Parks gelegenen Gebäude werden die älteren, bis ins Jahr 1920 reichenden Archivbestände verwahrt. Dazu gehören auch der Nachlass Maria Pawlownas mit persönlichen Dokumenten, Tagebüchern, Briefen und ihrem Testament, sowie die Unterlagen des von ihr gegründeten „Patriotischen Instituts der Frauenvereine“.

7. Historischer Friedhof mit Fürstengruft und Russisch-orthodoxer Grabkapelle: Maria Pawlowna wurde nach ihrem Tod zunächst in der Fürstengruft beigesetzt. Ihrem testamentarischen Wunsch entsprechend, errichtete man neben der Gruft eine Grabkapelle, in die nach ihrer Fertigstellung der Sarg der Großfürstin umgesetzt wurde.

 

8. Goethewohnhaus am Frauenplan: Maria Pawlowna war hier regelmäßig zu Besuch, um mit Johann Wolfgang von Goethe künstlerische und wissenschaftliche Fragen zu besprechen. Der Schriftsteller war einer ihrer wichtigsten Berater auf diesem Gebiet.

9. Schillerhaus in der Schillerstraße: Maria Pawlowna unterstützte die Familie Schillers nach dessen Tod im Jahr 1805 finanziell, indem sie die Kosten für die Ausbildung der beiden Söhne des Dichters, Karl und Ernst, übernahm. Aus Anlass ihrer Ankunft in Weimar im Jahr 1804 hatte Friedrich Schiller in diesem Haus sein lyrisches Spiel „Die Huldigung der Künste“, mit dem Maria Pawlowna in Weimar willkommen geheißen wurde, verfasst. Der 1864 errichtete „Gänsemännchenbrunnen“, der dem Haus schräg gegenüber liegt, wurde mit einer von Maria Pawlowna angekauften Bronzefigur geschmückt.

10. Theaterplatz: Im alten Hoftheater, dessen Gebäude 1825 abbrannte, besuchte Maria Pawlowna viele Theateraufführungen. Hier wurde auch ihr zu Ehren erstmals Schillers „Die Huldigung der Künste“ aufgeführt. Ihr Bruder, Zar Alexander I., besuchte während seines Weimaraufenthalts ebenfalls das Theater.

11. Wittumspalais am Theaterplatz: Maria Pawlowna war häufig Gast bei ihrer angeheirateten Großmutter, Herzogin Anna Amalia, die das Palais bewohnte und dort regelmäßig Gesellschaften abhielt, an denen auch Christoph Martin Wieland teilnahm, den Maria Pawlowna so näher kennenlernte. Im Jahr 1813 nahm die Großfürstin an der im Palais durchgeführten Trauerfeier der Freimaurerloge für Wieland teil.

12. Goetheplatz: Die finanzielle Unterstützung Maria Pawlownas ermöglichte 1859/60 die Errichtung des aufgrund seines Baustils als „Niketempel“ bezeichneten Gebäudes für das „Lesemuseum“, eine in der Stadt ansässige Lesegesellschaft. Heute hat der lokale Radiosender „Radio LOTTE Weimar“ hier seinen Sitz. Das am Platz befindliche Hotel „Russischer Hof“ trug zu Ehren des Bruders der Großfürstin, Zar Alexander I., eine Zeit lang den Namen „Alexanderhof“. Maria Pawlowna finanzierte regelmäßig die Verschönerung zahlreicher Weimarer Plätze mit Blumen und Bäumen, darunter auch die des Karlsplatzes, der heute den Namen Goetheplatz trägt (Anmerkung: Es gab zuvor schon einen Goetheplatz in Weimar, der dann in „Frauenplan“ umbenannt wurde.).

13. Gebäude der Sparkasse: Maria Pawlowna regte die Gründung der ersten Sparkasse in Weimar an, die am 16. Februar 1821, dem Geburtstag der Großfürstin, eröffnet wurde. Das 1847 errichtete erste Sparkassengebäude wurde in den 1910er Jahren durch einen Anbau erweitert. Über dem durch einen Treppenaufgang erreichbaren Gebäudeeingang am Graben sind die Daten der Eröffnung der Sparkasse und der Fertigstellung des erweiterten Gebäudes (1821 und 1913) vermerkt.

14. Dem Engagement Maria Pawlownas ist auch die Errichtung einiger Brunnen in der Stadt zu verdanken. Dazu gehören auch der Löwenbrunnen am Graben (vor dem Gebäude der Volkshochschule) und der Delphinbrunnen am Teichplatz (schräg gegenüber des Sparkassengebäudes).

15. Stadtkirche St. Peter und Paul am Herderplatz: Maria Pawlowna, die nach ihrer Heirat ihren orthodoxen Glauben behielt, nahm an der Seite ihres Mannes auch an protestantischen Gottesdiensten aus bedeutenden Anlässen oder Festen in der Stadtkirche teil. In der Kirche, die von den Einwohnern der Stadt auch Herderkirche genannt wird, befinden sich neben der Grabstätte für Johann Gottfried Herder auch die Grabmäler von Mitgliedern der herzoglichen Familie, u. a. für Johann Friedrich I. von Sachsen und seine Frau Sybilla von Jülich-Kleve-Berg sowie Herzogin Anna Amalia von Sachsen-Weimar und Eisenach.