Projekt „Erlebnisroute Maria Pawlowna“: historischer Hintergrund

Am 3. August 1804 fand nach einem aufwendig ausgehandelten Ehevertrag die Hochzeit zwischen dem Prinzen Carl Friedrich von Sachsen-Weimar und Großfürstin Maria Pawlowna in St. Petersburg statt. Am 1. Oktober 1804 traf die kostbare Aussteuer der Großfürstin, transportiert in 79 Wagen, die von 130 Pferden gezogen wurden, in Weimar ein und eine Woche später brach das junge Brautpaar von Russland zu seiner langen Reise auf.

Carl Friedrich und Maria Pawlowna verließen nach der Sonntagsmesse in der Kasanischen Kirche am 7. Oktober 1804 die Heimatstadt der Großfürstin. Das Brautpaar wurde auch von der kaiserlichen Familie ein Stück des Weges begleitet: Der Bruder der Großfürstin, Zar Alexander I. (1777–1825), verließ nach dem Mittagessen kurz vor der zweiten Poststation die Reisenden; die Mutter, Maria Fjodorowna, fuhr am nächsten Morgen nach dem Frühstück wieder heim. Alexander I. hatte seiner Schwester anlässlich ihrer Heirat einen in St. Petersburg gefertigten Hochzeitsreisewagen mit extra eingebauter Toilette geschenkt (s. Foto Reisekutsche). Für die Reise wurden 13 Wagen einschließlich der „Bagage-Wagen“ und, je nach Beschaffenheit der Wege, 67 Postpferde, benötigt.

Das junge Ehepaar war 34 Tage unterwegs, ehe sie am 9. November 1804 in Weimar ankamen.  Carl Friedrich und Maria Pawlowna hatten eine Entfernung von 268 Meilen, nach heutiger Rechnung 2010 Kilometer, zurückzulegen (s. Abbildung der Reiseroute). Ihre 34 Reisetage schlossen fünf Ruhetage ein, da sie in Riga, Königsberg und Leipzig jeweils eine weitere Nacht und in Memel zwei zusätzliche Nächte blieben. Während dieser Aufenthalte schrieben beide Briefe, und besonders die Großfürstin hatte ein großes Ruhebedürfnis nach den Strapazen der Fahrt. Die gefahrenen Etappen beliefen sich auf 8–10 Meilen (60–75 km) am Tag. Die zurückzulegende Tagestour richtete sich nach der Häufigkeit der Poststationen. In der Regel lag alle zwei bis vier Meilen (15–30 km) eine solche Station, an der die Pferde ausgewechselt wurden. Während dieser ein- oder zweimaligen Fahrtunterbrechung am Tag nahmen die Reisenden ihr Mittagessen im Wirtshaus ein. Abends trafen sie zwischen 18 und 20 Uhr am Zielort ein und nahmen das Souper in Gesellschaft der dortigen Honoratioren ein oder empfingen extra wegen ihnen angereiste Gäste. Logiert wurde auf Schlössern, in Landhäusern von Adeligen, in Häusern von Kommandanten, Postmeistern oder Kaufleuten sowie in Gasthöfen. Für das Nachtlager stellte man immer die eigenen Betten auf, die im Bettenwagen mitgeführt wurden.

Carl Friedrichs Vater, Herzog Carl August, kam der Reisegesellschaft bereits in Brandenburg entgegen, wie es die höfischen Konventionen erforderten, und begleitete das Paar bis Leipzig. Am vorletzten Reisetag kam die Herzogsfamilie bis Naumburg entgegen, während sich der Herzog Carl August am 9. November zu Pferde kurz vor der letzten Poststation in Auerstedt der Reisegesellschaft anschloss. Auf Weiterfahrt nach Weimar wurden Carl Friedrich und Maria Pawlowna durch Honoratioren, Jäger, Kaufmannschaft, und Bürgern mit Musik und Einzugsreden an eigens dafür aufgestellten Ehrenpforten empfangen. Nur noch im Schritttempo kam der Zug bis zur Residenzstadt voran. Sämtliche Glocken läuteten, als das junge Paar gegen zwei Uhr mittags die Ilm überquerte und am Kegelplatz vor dem von den Bürgern errichteten Triumphbogen vom Weimarer Stadtrat begrüßt wurde. Von dort aus ging es auf den Schlossplatz und durch das Portal zum hinteren Schlosstor wieder hinaus. Danach zeigten sich Maria Pawlowna und Carl Friedrich auf dem Balkon und nahmen die Huldigungen der Reiterzüge, Musikchöre und Bürger entgegen. Danach speiste die herzogliche Familie im Schloss, während im Stadthaus für 250 Kaufleute und Künstler ein Diner mit anschließendem Ball gegeben wurde.

Das Material dieses Kapitels ist einem Beitrag von Elisabeth Reissinger „Die Reise Maria Pawlownas und Carl Friedrichs von St. Petersburg nach Weimar im Jahr 1804.“ aus dem Begleitbuch zur Ausstellung „Ihre Kaiserliche Hoheit“ Maria Pawlowna – Zarentochter am Weimarer Hof“. Eine Ausstellung der Stiftung Weimarer Klassik und Kunstsammlungen im Schlossmuseum Weimar 2004, 2. Teil (CD), ISBN 3-7443-0126-2 S. 19 – 26, entnommen.