Süßenborn / Umgebung von Weimar
Im Jahr 1804 wurde die „Kunststraße“ (befestigte Straße) von Weimar über Umpferstedt, Oberroßla bis nach Eckartsberga fertiggestellt. Die Fahrpost von Auerstedt nach Weimar wurde auf dieser Straße befördert. Auch Maria Pawlowna und Carl Friedrich fuhren am 9. November 1804 den Weg über diese Ortschaften, u.a. über Süßenborn, bis Weimar.
Genauer Routenverlauf der Reise Maria Pawlownas und Carl Friedrichs zwischen Auerstedt und Weimar.
Karte: ThULB, https://collections.thulb.uni-jena.de/receive/HisBest_cbu_00026606
Charte von dem Fürstenthume Weimar, 1820, Stadtmuseum Jena; Bearbeitung: Holger Volk
Am 9. November 1804 traf das junge Ehepaar Maria Pawlowna und Carl Friedrich von Naumburg kommend in der Residenzstadt Weimar ein. Auf dem letzten Wegstück wurden sie von der Landbevölkerung des Herzogtums willkommen geheißen. In seinem Reisetagebuch vermerkte Erbprinz Carl Friedrich: „Es waren auch aus jedem Dorfe einige Abgeordnete da, welche vor unseren Wagen voran ritten, auf ihnen folgte die Jägerey […], dann die Postillons und die Kaufleute aus Weimar und Jena.“ An der Reisestrecke hatte man mehrere Ehrenbögen errichtet. Die Reisegesellschaft hielt kurz an jedem Bogen an, um die ihnen dargebrachten Glückwünsche und Ehrenbezeigungen entgegenzunehmen.
Ehrenbögen der Gemeinden Süßenborn, Wickerstedt, Umpferstedt und Oberroßla,
errichtet aus Anlass der Ankunft Maria Pawlownas und Carl Friedrichs in Weimar.
Kupferstich von Johann Adam Immanuel Weise, 1804 (ThULB, Sign. 2 Sax V, 20/2)
Das Journal des Luxus und der Moden vom November 1804 beschreibt die Prozession wie folgt: „[…] Mittags 1 Uhr kam der Zug bei dem eine Stunde von Weimar gelegenen Orte Umpferstedt an. Hier standen die wohlberittenen Korps der Weimarischen und Jenaischen Kaufmannschaft und der Schützengesellschaft von Weimar in geschmackvollen Uniformen en parade; jede Abtheilung hatte in starkes Musikchor an ihrer Spitze. Eine große Anzahl Reiter, die die Festlichkeit des Tages aus der ganzen Gegend herbeigeführt hatte, bildeten einen eigenen Zug. Mit Türkischer Musik und unter dem Schalle der Trompetern und Pauken defilierten hier sämtlich Reiterkorps vor dem haltenden Wagen des Herrn Erbprinzen vorbei, und nun rückte der Zug im feierlichen Schritt weiter fort. Auf dem halben Weg nach Weimar empfing der Gutsherr von Denstädt, Herr Geheimekammerath von Linker an der Spitze seiner fünf Dorfgemeinden bei einer von Tannenreis erbaueten großen Ehrenpforte das hohe Paar. Sehr artig stellte diese Ehrenpforte die ersten Stände des geselligen Vereins der Menschen dar, und sprach sie sinnreich in idyllischer Form aus. Als Trophäen hatte man nemlich die Geräthschaften des Garten- und Ackerbaues mit Erntekränzen verbunden auf die oberste Platteformer des Ganzen gruppirt; aus den verschiedenen Obstarten und Feldfrüchten aber kunstfarbige Fruchtgehänge gebunden und damit den Ehrenbogen verziert. – In den Feldern der Seitenwände hiengen rechts vom Eingange die Geräthe des Fischers: Netze, Angeln, Reusen, und links die Attribute des Jägers: Waldhorn, Gewehr, Jägertasche, Fangeisen – mahlerisch geordnet. Mit ländlicher Musik wurde das hohe Paar empfangen […]“.
Die Maria-Pawlowna-Gesellschaft hat in Süßenborn eine Informationstafel zur Erlebnisroute Maria Pawlowna aufgestellt, die am 23. April 2023 feierlich eingeweiht wurde.
Informationstafel zur Erlebnisroute Maria Pawlowna in Süßenborn
Süßenborn ist ein Ortsteil von Weimar, hat ca. 300 Einwohner und liegt östlich von Weimar nahe der B 7 Richtung Jena.
Archäologische Stätte
In Süßenborn wurden unzählige fossile Funde gemacht, u.a. der Elefantenbackenzahn, den J. W. von Goethe 1831 in seine naturwissenschaftliche Sammlung aufnahm. Die Fossilien aus dem Pleistozän sind mit den ältesten bekannten Überresten eines Moschusochsen und dem ältesten Nachweis des Fellnashorns in Europa so bedeutend, dass in Süßenborn ein archäologischer Schauplatz im Entstehen ist.
Dorfkirche zu den vierzehn Heiligen
Die Kirche ist romanischen Ursprungs. Durch Clemens Wenzeslaus Coudray, einem Architekten und Baumeister des Klassizismus, wurde sie in den Jahren 1820-1821 umgebaut. Der deutsch-amerikanische Maler und Graphiker Lyonel Feininger zeichnete und malte Süßenborn und seine Kirche in den Jahren 1920-1923 viermal. In der restaurierten Kirche sind die Bilder von Lyonel Feininger als Kopien ausgestellt. In der Kirche befinden sich zwei Antependien der bekannten Thüringer Textilkünstlerin Ulrike Drasdo (1951-2017).