Reisetagebuch 3. und 4. Abschnitt
Reise der Maria-Pawlowna-Gesellschaft entlang der Abschnitte 3 und 4 der Erlebnisroute Maria Pawlowna in Polen vom 23. bis 28. Juni 2025 Reisetagebuch von Iris Kerstin Geisler Dzień dobry, Polen! „La Pologne? La Pologne? Schrecklich kalt dort, nicht wahr? fragte sie mich und atmete erleichtert auf. Es gibt jetzt so viele von diesen Ländern, dass es am sichersten ist, über das Klima zu sprechen. „Oh ja“, möchte ich entgegnen, „die Dichter meines Landes schreiben in Handschuhen. Ich behaupte nicht, sie zögen sie niemals aus; wenn der Mondschein wärmt, dann schon. In ihren Strophen, vom lauten Getöse skandiert, denn nur Getöse dringt durch das Heulen der Stürme, besingen sie das einfache Leben der Seehundhirten. Die Klassiker wühlen mit Tintenzapfen in den festgetretenen Dünen. Der Rest, die Dekadenten, beweint das Schicksal der kleinen Sterne aus Schnee. Wer sich ertränken will, muss zum Beil greifen, um eine Wake zu schlagen. So ist das, meine Liebe.“ (Wislawa Szymborska, polnische Schriftstellerin, Lyrikerin, Nobelpreisträgerin, „Wörtchen“ in „Hundert Freuden: Gedichte“, 1986) Unbekannter Nachbar Polen? Trotz EU-Beitritt? Noch immer schwingt eine gewisse Ahnungslosigkeit der Europäer gegenüber über dem Land mit. In den neuen Bundesländern hatte das Reisen nach Polen Tradition, man war an den östlichen Nachbarländern näher dran, kannte Warschau, Krakau, Posznán, Gdánsk. Hatte beim Reisen per Anhalter in den siebziger, achtziger Jahren am Straßenrand Staub und Benzin eingeatmet, sich in die kleinsten polnischen Autos gequetscht, aromatische Waldheidelbeeren und Honig von den Bäuerinnen am Straßenrand gekauft. Hatte die polnischen Menschen mit ihrer offenen, herzlichen Art und der überwältigenden Gastfreundschaft kennengelernt. Spürten das Land durch seine Speisen auf der Zunge. Schwärmten zuhause von den Naturschönheiten, der Landschaft und den gesehenen Städten. Begriffen als junge Menschen noch nicht, warum die Leute denn nur vor unserem Russisch, das wir doch stolz anwenden wollten, einfach davonliefen oder sich peinlich berührt umschauten, ob sie jemand mit den russisch sprechenden Fremden beobachtet hatte?Nun eine Reise, viele Jahre später, zu unserem Nachbar im Jahr 2025. Polen ganz heutig. Polen nach den Wahlen. Die Zeiten sind keineswegs leichter geworden. Auf zu den Menschen, den Begegnungen, dem wirklichen Gesicht des Landes! Gegen die sich beständig haltenden Klischees, die nur durch die eigene Anschauung auszuräumen sind. Große Vorfreude! Vorfreude auf die Alleen im Norden Polens. Von alten Bäumen gesäumte Straßen, deren riesige Kronen sich weit oben in Wölbungen schließen. Vorfreude auf die landestypische Küche, die Suppen, allen voran der traditionelle Barszcz, aus roten Beten und Lorbeerlaub gekocht. Und wie sieht die Stadt Bydgoszcz (Bromberg) jetzt aus? Wie Gdánsk (Danzig)?Wie werden uns die Menschen empfangen?In diesem Jahr brechen 17 Teilnehmer der Maria-Pawlowna-Gesellschaft e.V. am 23.06.2025 nach Polen auf. Die erste Reise fand in historischen Kutschen und mit passenden Kostümen statt, der 1. Abschnitt der Erlebnisroute Maria Pawlowna von Weimar nach Leipzig in vier Tagen. Die zweite Tour mit einem modernen Reisebus von Leipzig nach Frankfurt/Oder. In diesem Jahr gesellen wir uns zu Fahrgemeinschaften und reisen mit Autos. Wir haben auch einen Piloten dabei, ein Mitglied des Vereins, der mit zwei weiteren Reiseteilnehmern zu den Stationen fliegt. Unser Ziel am Freitag soll Gdánsk (Danzig)…