In Frankfurt an der Oder gab es bereits 1516 einen Stadtboten. Mitte des 17. Jahrhunderts wurde der Hauptpostkurs von Berlin nach Breslau und weiter nach Königsberg eingerichtet. Frankfurt an der Oder hatte eine Verbindung zu diesem Postkurs. 1661 errichtete der Postmeister Christoph Neander hier das erste öffentliche Postamt. Ab 1662 befuhr die staatliche kurbrandenburgische Post den gesamten Weg von Berlin nach Breslau über Frankfurt (Ralf-Rüdiger Targiel: Aus der Frühzeit der Frankfurter Post: von Postmeistern, einem Postsekretär und Postgebäuden. In: Mitteilungen des Historischen Vereins zu Frankfurt (Oder) e.V., Heft 2/2023, S. 6-20). Weitere Postkurse nach Küstrin, Cottbus und Drossen folgten. 1812 gingen 10 Postkurse durch Frankfurt (Wilhelm Heinrich Matthias, Darstellung des Postwesens in den Königlich Preussischen Staaten, mit Anhang, Erster Band, Berlin 1812, S. 138). Die Bedeutung des Frankfurter Postamtes wuchs: 1790 waren hier zwei Postschreiber, sechs Postillione und ein Briefträger, ein Post- und ein Packbote sowie ein Wagenmeister beschäftigt. Das Postgebäude befand sich um 1800 noch im ehemaligen Haus des Postmeisters Neander in der großen Oderstraße 29. Zum Beginn des 19. Jahrhunderts wurde das Gebäude allerdings zu klein. Ab 1821 befand sich das Postamt im nur wenige Schritte weiter entfernten ehemaligen Kommandantenhaus in der Großen Oderstraße 27. Später wurden mehrere Neubauten für das Hauptpostamt, u.a. am Wilhelmsplatz (heute Lindenstraße) errichtet und weitere Gebäude für Postämter unterhalten (S. Ralf-Rüdiger Targiel, wie oben).
Die hohe Reisende wurde im Voraus angekündigt. Friedrich Wilhelm, König zu Preußen, befahl den Magistraten von Frankfurt und Müllrose folgendes:
„Da wir ausdrücklich befohlen haben, daß die hohe Reisende zu deren Fortkom[m]en 56 Pferde erforderlich sind, mit vorzüglichster Sorgfalt befördert werden soll, die Postämter aber eine so große Anzahl wirklicher Postpferde zu gestellen nicht im Stande sind, so ist die durch das Circular Rescript vom 8. May 1771 verordnete Hülfsleistung der gespane haltenden Unterthanen in dem gegenwärtigen Falle von dringender Nothwendigkeit. Ihr habt daher angesichts dieses, die Verfügung zu treffen, daß den Postämtern die nötigen Hülfspferde auf Verlangen von den Gespann haltenden Bürgern in den Städten Eurer Inspection welche auf und neben der Tour liegen [,] unweigerlich auf das promteste verabfolgt werden, und überhaupt auch f[e]rner Seits so wieh in Euren Kräften steht dahin mit zu wirken, daß Unsre Absicht hierunter erreicht werde“ (Brandenburgisches Landeshauptarchiv, Rep. 19 Frankfurt (Oder), Nr. 20, Bl. 67-68).
Die Reisegesellschaft erreichte Frankfurt an der Oder am 3. November 1804.
Im Reisetagebuch notierte Carl Friedrich: „Wir reisten diesen Morgen, wegen unserer heutigen kurzen Tour ziemlich spät von Cüstrin ab, und kamen bey sehr guter Zeit in Franckfurt an der Oder an, wo wir im Gasthof zum Adler abstiegen. Gleich nach unserer Ankunft begab ich mich mit meinem Vater zum Herzoge von Braunschweig-Oels, der von Berlin hierher gekommen ist, um die Prinzeß kennen zu lernen und führte ihn dann zu selbiger. Zu gleicher Zeit kamen auch H[er]r v[on] Sidow und ein Graf Lottum, welchen erstern die Prinzeß Ferdinand und den andern ihr Gemahl, aus Berlin an uns geschickt hatten, nebst einem jungen Herrn v[on] Benkendorff und einem Prinzen Ludomirsky, welche dort bey der russischen Gesandtschaft angestellt sind. Ersterer, den ich voriges Jahr in Regensburg kennen lernte, ist der Sohn des Generals Benkendorf aus Riga. Alle diese Herren speißten bey uns und verließen uns nach Tisch, der Herzog von Oels aber, der ein sehr angenehmer witziger Herr ist, blieb den ganzen Abend bis zum Souper bey uns. Gleich nachher reißte mein Vater mit dem Grafen Henkel und Pappenheim nach Berlin ab, um die Prinzeß und mich dort zu entschuldigen, von wo aus er uns in ein paar Tagen wieder nach kommen wird“ (LATh – HStA Weimar, HA A XXII, Nr. 373, Bl. 106´ – 107).
Bei dem Gasthof „Adler“, in dem die Großfürstin logierte, handelt es sich höchstwahrscheinlich um den Gasthof „Goldener Adler“, Bischofstraße 21/22. Das Anwesen bestand aus einem Wohnhaus nebst Seitenflügel und Hintergebäude. Der „Goldene Adler“ war einer der beliebtesten Gasthöfe, in dem unter anderem auch Franz Liszt bei seinem Frankfurter Konzert wohnte. Er lag sehr nahe dem Postgebäude in der Großen Oderstraße. Das Haus wurde 1715 errichtet. 1804 gehörte es dem Traiteur Mertz. Nach dem Tod seiner Witwe 1815 wurde der Gasthof verkauft. Zuletzt gehörte er dem Brauereibesitzer Hugo Muth. Nachdem im Dezember 1916 die Stadtgemeinde das Haus übernahm, wurde es als Hotel außer Betrieb gesetzt. Die Lage des Hotels sowie des Postgebäudes ist auf dem Ausschnitt des Stadtplanes 1909 zu sehen. Die Bauten wurden 1945 zerstört (Auskunft von Ralf-Rüdiger Targiel, Stadtarchivar i. R.).
Ausschnitt des Stadtplanes Frankfurt an der Oder 1909 mit der Lagebezeichnung
des ehem. Postgebäudes sowie des Gasthofes Zum goldenen Adler
Frankfurt an der Oder mit 57.000 Einwohnern bildet eine Hälfte der Europäischen Doppelstadt, zusammen mit Słubice, der polnischen Hälfte auf der anderen Seite der Oder. Von der einstigen Bedeutung der im Mittelalter mächtigen Handels- und Hansestadt zeugen bis heute imposante Bauwerke.
Rathaus
Das Frankfurter Rathaus ist eines der ältesten und größten Rathäuser Deutschlands. Das Gebäude wurde im Stil der norddeutschen Backsteingotik Ende des 13. Jahrhunderts errichtet und im 14. Jahrhundert um den prunkvollen Südgiebel erweitert. Der vergoldete, schwebende Hering an einer Angel auf dem Giebel steht für die Bedeutung der Stadt im mittelalterlichen Heringshandel. Im Rathaus befinden sich das Brandenburgische Landesmuseum für moderne Kunst und das Kabarett „Die Oderhähne“. Das Museum besitzt eine große Sammlung ostdeutscher Kunst.
Das Rathaus mit dem Landesmuseum für moderne Kunst
St. Marienkirche
Die St.-Marien-Kirche in Frankfurt an der Oder ist die ehemalige Hauptpfarrkirche der Stadt und wurde in mehr als 250 Jahren mittelalterlicher Bautätigkeit errichtet. Das Kirchengebäude gehört zu den größten Gebäuden der norddeutschen Backsteingotik. Die Kirche ist fünfschiffig, 77 Meter lang und 45 Meter breit. Die farbigen Bleiglasfenster aus dem späten 14. Jahrhundert stellen eine Bilderbibel dar. Die Kirche wurde im Zweiten Weltkrieg in großen Teilen zerstört, wurde in der Folgezeit aber in ihren Grundzügen rekonstruiert. Die Kunstwerke aus der Kirche wurden ausgelagert und gerettet. Heute werden sie in der St. Gertraudkirche gezeigt.
St. Marienkirche von Frankfurt an der Oder
Kleist-Museum
Die Stadt hat ein Literaturmuseum für den 1777 in Frankfurt an der Oder geborenen Dramatiker und Erzähler Heinrich von Kleist. Das Museum befindet sich im Gebäude der ehemaligen Garnisonsschule. 2013 wurde das Museum durch einen Neubau ergänzt.
Eine 20 Kilometer lange Kleistroute führt zu den Orten, die in Verbindung mit Heinrich von Kleist stehen, durch die Städte Frankfurt an der Oder und Słubice.