Mit der Eröffnung des Postkurses von Berlin nach Cottbus über das kursächsische Lieberose im Jahr 1698 entstand in Lieberose eine brandenburgische Poststation. Da kurz danach ein weiterer rein sächsischer Postkurs von Leipzig aus über Luckau, Lübben, durch Lieberose nach Guben eingerichtet wurde, nahm ein Königlich Preußischer und Chur-Sächsischer Postmeister in einer Person die Postabfertigung wahr (Wolfgang Pinkow, Post und Postgeschichte(n) aus dem Landkreis Dahme-Spreewald, Berlin-Brandenburg 2018). Im Jahre 1790 übernahm Karl Gotthold Christian Trierenberg die Verwaltung der Lieberoser Poststation. Damit sollten die Trierenbergs fast 100 Jahre die Postgeschicke der Lieberoser Post lenken. Karl Gotthold Christian Trierenberg kaufte 1800 den vor der Stadt gelegenen Gasthof „Zum blauen Engel“ mit den dazu gehörigen Ländereien und errichtete ein neues Postgebäude einschließlich Posthalterei. An dem 1802 vollendeten Gebäude befindet sich noch heute eine Gedenktafel mit dem Buchstaben „T.“ und mit der darunter stehenden Jahreszahl „1802“ (Georg Trierenberg, Nachrichten von der Familie Trierenberg, von 1500-1905; Selbstverlag des Verfassers 1905; S. 75-77 und Oberstleutnant a. D. Georg Trierenberg, Geschichte des Geschlechts Trierenberg, Verlag von C.A. Starke, 1957, S. 23f).
Poststation in Lieberose (Aufnahme 2021)
Gedenktafel mit dem Buchstaben „T“ für den Postmeister Trierenberg am Postgebäude
Die Familiengrabstätte Trierenberg befindet sich auf dem städtischen Friedhof von Lieberose.
Familiengrabstätte Trierenberg in Lieberose
Über Lieberose verkehrten 1812 fünf Postkurse (Wilhelm Heinrich Matthias, Darstellung des Postwesens in den Königlich Preussischen Staaten, mit Anhang, erster Bd., Berlin 1812, S. 141). Bedenkt man, dass die Touren zweimal wöchentlich auch jeweils zurückführten und zusätzlich noch Extraposten sowie Courier- und Staffettenfahrten dazukamen, kann man sich vorstellen, dass es in einer Posthalterei wie der in Lieberose reichlich zu tun gab. Eine kursächsische Postmeilensäule stand um 1800 auf dem Markt. Heute befindet sich die Postmeilensäule am Heinz-Bergner-Platz.
Am 4. November 1804 machte Carl Friedrich einen Eintrag in seinem Reisetagebuch „Wir […] kamen den Abend nicht sehr spät in Lieberose an, wo wir unser Nachtquartier halten werden“ (LATh – HStA Weimar, HA A XXII, Nr. 373, Bl. 107´). Übernachtet hat die Reisegesellschaft im Hause des Postmeisters Trierenberg. „Für Logis, Betten, Heizung im Hause des Postmeisters“ wurden 30 Dukaten und an „Trinkgeldern im Posthause“ 5 Dukaten bezahlt, wird im Rechnungsbuch notiert. „Für die Zehrung bei demselben“ Postmeister wurden 30 Reichstaler und 23 Groschen ausgegeben (LATh – HStA Weimar, HA A 184, Bl. 113). In Lieberose wurden auch Reparaturarbeiten an Wagen vorgenommen, wofür 6 Reichstaler bezahlt wurden (LATh – HStA Weimar, HA A 184, Bl. 104´).
Lieberose (niedersorbisch Luboraz) ist eine Landstadt mit rund 1.400 Einwohnern im brandenburgischen Landkreis Dahme-Spreewald. Umgeben von Wiesen, Wäldern und Seen liegt das kleine Städtchen Lieberose im Oberspreewald.
Schloss Lieberose
Das Schloss Lieberose mit seiner weitläufigen Parkanlage gehört zu den größten Barockschlössern im Land Brandenburg.
Die vierflügelige Anlage stammt aus dem 18. Jahrhundert und ist ein Umbau der vormaligen Wasserburg. Diese geht auf das 14. Jahrhundert zurück. Nachdem die Herren von der Schulenburg 1519 die Lieberoser Standesherrschaft erworben hatten, ließen sie die Burg zu einer nach Süden offenen zweigeschossigen Dreiflügelanlage ausbauen, die der Baumeister Taddeo Paglione 1557 mit dem Ostflügel vollendete. Mitte des 18. Jahrhunderts ließ der zuvor zum Reichsgrafen ernannte Georg Anton von der Schulenburg die Anlage zum einheitlichen barocken Residenzschloss umbauen. 1945 wurde das Schloss schwer beschädigt.
Kirchen in Lieberose
Der langgezogene Kirchplatz im Zentrum von Lieberose ist ein lebendiges Zeugnis der vielschichtigen Geschichte in dieser Gegend. Die beiden Kirchen stehen unmittelbar nebeneinander. Von der mächtigen ”Stadtkirche“, heute eine Ruine, sieht man noch die Außenmauern und den Turm. Der schlanke Turm der kleinen, frisch verputzten “Landkirche“ erhebt sich hinter der Stadtkirche.
Im Jahr 1519 erwarben Angehörige des Geschlechts der Herren von der Schulenburg das Gebiet und ließen ab 1550 sowohl das Schloss als auch die Kirche grundlegend umbauen. Unter der Leitung des italienischen Baumeisters Taddeo Paglione entstand 1597 ein Prachtbau mit einer Grabkirche für die von Schulenberg. 1945 zerstörte eine Fliegerbombe die Kirche. Wesentliche Ausstattungsstücke konnten jedoch gerettet und in der kleinen Landkirche untergebracht werden, wo sie besichtigt werden können.